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Wenn Liebe satt macht
„Liebe & Lux“ am Südbahnhof / Abend der ganz großen Gefühle

Von Gerhard Otterbein


„Ich werd dich lieben, bis du satt bist“, versprach Christina Lux in einem ihrer Liedtexte; wem auch immer. Satt wurde niemand an diesem Abend, denn keiner der zahlreichen Zuschauer im Lauterbacher Südbahnhof bekam genug von ihrer Stimme und von den ganz großen Gefühlen, welche die bekannte Sängerin musikalisch entpackte. Manche Zuhörer schlossen die Augen und tauchten ab in ihre eigene und in Christinas Welt der Emotionen sowie den Dialog mit dem ICH. Übrigens: Die gebürtige Karlsruherin vertritt die Meinung, dass sich selbst zu lieben die größte Herausforderungen sei.
Mit der Blonden und der Brünetten – so bezeichnet sie ihre Konzert- und E-Gitarre - ist die Solokünstlerin in ganz Deutschland unterwegs. Überall wo sie auftritt, wirken selbst unscheinbare Bühnen wie kolossale Podien. Die Präsenz einer charismatischen Frau erfüllt den Raum. Groß oder klein - für Christina Lux macht es keinen Unterschied. Sie besteht im mächtigen und bescheidenen Rampenlicht. Ihr Herz schlägt für die überschaubaren Künstlerrampen und ihre Bewunderung gehört den Menschen, welche diese „kleine Kunst“ am Leben erhalten, was die Künstlerin auch in Lauterbach zum Ausdruck brachte. Das Kompliment zielte eindeutig in Richtung Aktiven des Kulturvereins. Auf die Ehrlichkeit der Aussage kann man bauen, denn die Sängerin schickt schon mal Menschen aus der ersten in die letzte Reihe, wenn der Funke nicht überspringt. Das Lauterbacher Publikum gab ihr keinen Anlass – es funkte zwischen Sängerin und Zuhörerschaft. Die erste Reihe der „Kulturstation“ entpuppte sich sogar auch als gesangsstark, als Christina Lux ihre Zuhörer zum Backgroundchor umfunktionierte.



Der Begriff Powerfrau ist zu wenig, um Christina Lux zu beschreiben. Selbstbewusst betrat sie die Holzbretter der „Kulturstation“. Oben angekommen auf dem Podest am Südbahnhof erinnerte sie an die junge Joan Baez (US-amerikanische Folk-Sängerin – feierte große Erfolge in den 60/70-er). Nur die Inhalte der Lieder im ersten Teil ihres Konzerts gingen in eine völlig andere Richtung. Die Lux sang anfänglich vom Ich, von Liebe, Freundschaft und allem Zwischenmenschlichen, und das keinesfalls auf schnulzige, oberflächliche Weise. Die zweite Hälfte wurde textlich politischer und setzte sich auch mit Glauben und Religionen auseinander. Wer einmal Christina Lux oder Joan Baez live erleben durfte, der bekommt sie schwer wieder aus dem Ohr oder dem Kopf –unauslöschliche Erinnerungen an zwei starke Frauen brennen sich ein. Einziger Wermutstropfen: Leider singt die Deutsche überwiegend in englischer Sprache. Dabei ist die Lux in deutsch, ein für jeden verständlicher Hochgenuss.



Mittlerweile gibt es einige CDs (acht an der Zahl) und zwei DVDs im Handel, um „Liebe & Lux“ dauerhaft archivieren und festzuhalten zu können. Die neuste DVD (Christina Lux - Live in der LOLA Hamburg) bringt Lux pur auf die Flachbildschirme. Darauf ist auch das Lied „Coming Home At Last“, was unter Fans als der „Luxhit“ gehandelt wird. Manche schwärmen vom Clip „Satt lieben“. Speziell dabei kommt der Gedanke: Wenn Liebe satt machen kann, dann ist es möglich, von Liebe & Lux zu leben.

(Bilder: Krauss)