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Großer Erfolg mit unvertrauter Klangkombination
Zwei Gitarren und Cello verzauberten das Publikum im Hohhaus

Klassische Gitarrenmusik gilt häufig als etwas für Spezialisten, die Kombination von zwei Gitarren mit Cello ist ohnedies höchst ungewöhnlich. So war es erstaunlich, dass der Rokokosaal zum Konzert mit dem Duo Bergerac und dem Trio Belmont in eben diesen Besetzungen hervorragend besucht war. Das Publikum durfte sich auf unvertraute Musik freuen und wurde in dieser Erwartung nicht enttäuscht.
Denn Karin Scholz und Peter Ernst, die das etablierte Gitarrenduo Bergerac bilden, durchforschen auch die Archive nach geeigneter Literatur und haben dadurch einige Schätze gehoben, eine höchst verdienstvolle Tätigkeit. So durfte man keineswegs nur Umarrangements hören, sondern auch Originalkompositionen für zwei Gitarren aus Epochen, wo man diese kaum vermutet hätte.
Zum Beginn gab es zwei Werke aus der Zeit der Klassik von Frederico Moretti (1765–1838) und dem Thürigischen Komponisten Albert Gottlieb Methfessel (1785-1869). Das Duo Bergerac brachte diese gehaltvollen Kompositionen sehr beschwingt zu Gehör, lupenrein in der Technik, mit fein ausgearbeiteter Phrasierung und wunderbar pointiert.
Selbst aus der Romantik hatten Scholz und Ernst zwei Werke im Repertoire, obgleich zu dieser Zeit das moderne Klavier in der Kammermusik über die Zupfinstrumente dominierte. Von Wilhelm Neuland (1806-1889) kam ein verspieltes Andantino und Rondo, und das für Orgel komponierte Prélude, Fugue et Variation op. 18 von César Franck folgte eindrucksvoll. Das wirkte alles leicht und beinahe selbstverständlich trotz des hohen Schwierigkeitsgrades und allezeit inspiriert im Vortrag, und man vermisste die romantische Klangfülle nicht.
Schließlich gab es mit einer Toccata von Pierre Petit auch noch ein Werk aus dem 20. Jahrhundert, eine besonders abwechslungsreiche, dabei spannende und teils witzige Komposition, in der Scholz und Ernst ihr Virtuosentum unter Beweis stellen konnten.



Nach der Pause gesellte sich die New Yorker Cellistin Maxine Neumann hinzu und es entstand das Belmont Trio (also gewissermassen das Schönberg-Trio), das dann in seinen Darbietungen im 20. Jahrhundert blieb. Man gab zunächst eine Serenade von Gaspar Cassado (1897-1966) und dann die von Karin Scholz arrangierten „Deux Interludes“ von Jacques Ibert (1890-1962), die ursprünglich für Flöte, Geige und Harfe gedacht waren. Wunderschöne Stücke, bei der man Maxine Neumann als exzellente Cellistin mit ruhigem, druckvollem Spiel und hinreißender Klangfärbung erleben durfte. Ganz fein wurde auch das für Stimme, aber ohne Worte geschriebene „Vocalise“ op. 34/14 von Sergei Rachmaninow gegeben, das erste Werk, welches das Belmont Trio eingespielt hatte und das gleichsam den Anlass zur Ensemblegründung gab.
Rhythmisch präzise und dabei lebendig erklang die Sonatine von Radames Gnattali, das seine brasilianischen Wurzeln deutlich zu erkennen gab, bevor das Programm mit drei Tangos von Astor Piazolla schloss. Tango geht eigentlich nicht ohne Bandoneon oder wenigstens Akkordeon. Aber seltsam: So wie das gesamte Konzert eine in dieser Deutlichkeit seltene Bereicherung des musikalischen Horizonts darstellte, ging auch mit dem Tango das, was sonst nicht geht, und man erfuhr seine ganze schwermütig temperamentvolle Seele.
Das Publikum war begeistert von den brillanten Musikern und der Unverbrauchtheit der gebotenen Musik, so dass es das Trio mit ausdauerndem Applaus feierte und zwei Zugaben erklatschte. Das für Klavier zu vier Händen geschriebene Abendlied von Robert Schumann bildete einen stimmungsvollen Abschluss.