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Schlitzohrigkeit und Virtuosität: atemberaubendes Konzert von Fanfare Ciocârlia
Markanter und fetziger Balkan-Sound riss das Publikum von den Bänken

Es war einmal eine rumänische Dorfkapelle, die sich allerdings in den Jahren, in denen sie nun schon dick im Musikgeschäft steht, erheblich fortentwickelt hat. Elf Musiker, alles Männer, vorwiegend Blechbläser mit Trompeten, Tubas, Hörnern, dazu die Holzblasinstrumente Klarinette und Saxophon sowie zwei Mann Rhythmusgruppe begeistern regelmässig mit ihrem markanten und mitreissendem Balkan-Sound das Publikum. Auch das der Lauterbacher Pfingstmusiktage lag der (etwas älteren) Balkan-Boygroup bald zu Füßen.
Die Konzerte der Pfinsgtmusiktage am Montag Vormittag in der Adolf-Spieß-Halle, die oft aus dem weitläufigen Bereich der sogeannten „Weltmusik“ kommen, zeichnen sich häufig durch gute Stimmung aus. Was jedoch bei „Fanfare Ciocârlia“ los war hatte es bisher kaum gegeben. Nach wenigen, eher getragenen Takten zu Beginn legte das Enssemble gleich richtig los, und bald darauf hatte sich eine beträchtliche Zahl an Tänzern vor der Bühne versammelt, die fast 90 Minuten die Beine und Anderes schwangen und in Schlangenlinien durch den Saal zogen.
Eine markante Bassgruppe aus Tubas und Hörnern, die weitgehend den Rhythmus vorgab, zwei Trommler, schwungvolle Melodiefiguren mit leicht orinentalischem Anklang sowie halsbrecherische Läufe der Soloinstrumente Trompete, Saxophon und Klarinette, das alles mit kernigem Sound und häufigen Phythmuswechseln, markant pointiert, entfachten ein leidenschaftliches, musikalisches Feuer.
Dieser Balkan-Stil mausert sich seit einigen Jahren zur europäischen Antwort auf den US-amerikanischen und britischen Pop-Mainstream und findet zunehmend auch in der Pop- und Rockmusik seinen Niederschlag (nicht nur bei Shantel). So ganz in südosteuropäischer Reinheit hörte man ihn hier zwar auch nicht, denn die Lieder von Fanfare Ciocârlia sind nicht nur, seitdem sie den genialen Soundtrack zum Kinofilm „Borat“ gemacht haben, von vielerlei und auch westlichen Quellen gespeist. Nicht verloren gegangen ist dabei jedoch die Autentizität der Darstellung, nicht zuletzt auch ihre Schlitzohrigkeit im besten Sinne, und die unbekümmerte, stets etwas draufgängerische Spielweise der Musiker, die zum großen Teil über erhebliche virtuose Fähigkeiten verfügen.
Zum Ende des atemberaubenden Konzertes, das von Vielen durchgetanzt wurde, zog „Fanfare Ciocârlia“ das Publikum wie die Rattenfänger, weiter aufspielend, zum Saal hinaus und gab die letzten Zugaben vor der Halle. Mit super Stimmung und Begeisterung genossen die Zuhöer diese erneute Horizonterweiterung der Pfingstmusiktage, für die der Intendantin Karin Sachers offenbar niemals die Idden ausgehen.

Martin Krauss - alle Bilder: Krauss

Großes Medien-Interesse ...