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„Spielräume“ in der Ausstellung von Inka Gisela Kellermann
Vernissage im Hohhaus-Museum zeigte neue und fortentwickelte Werke der Künstlerin

Viel Publikum strömte trotz herrlichen Wetters zur Vernissage der Engelröder Malerin Inka Gisela Kellermann. Ihre Ausstellung „Spielräume“ wurde im Lauterbacher Hohhaus-Museum eröffnet.


Museumsleiter Dr. Georg Striehl begrüßte die Gäste. Pfr. i.R. Heinrich Meyer, der die Schau für den Museumsverein organisiert hatte, zitierte in seiner Laudatio die Malerin mit den Sätzen, sie wolle sich „an das Eigentliche heranmalen“ und „emotionale Spannung“ vermitteln, was er in dem Bild „Im Park“, das die Einladung zierte, bereits verwirklicht sah. Er referierte knapp Kellermanns künstlerischen Werdegang und beschrieb ihren Stil als Bewegung zwischen konkreten und abstrakten Formen in energetischer Farbgestaltung.


In seiner Einführung erläuterte Dieter Kellermann, was es mit dem Ausstellungstitel „Spielräume“ auf sich habe. Entgegen unserer üblichen Vorstellung von Raum sei der Spielraum ein Platz für ungebundene Bewegungen. Im Spielraum könne sich der Mensch innerhalb von Grenzen grenzenlos entfalten. Entsprechend bildeten die Bilder Inka Kellermanns lediglich eine ästhetische und sinnliche Grenze für den Betrachter, keine interpretatorische Einengung. Spielräume, so Dieter Kellermann, bestünden nicht nur aus einer Auswahlmöglichkeit, sondern böten Platz zur Entfaltung der Phantasie, Lebensraum und Experimentierfelder. Eben „Raum zum Spiel“, bei dem man nach Schiller „ganz Mensch“ sein könne. Hinzu komme das Element des Nicht-Vorgesehenen, und in dieser Überraschung könne der Mensch am Besten sich selbst begegnen.


Speziell mit dieser Philosophie im Kopf gestaltete es sich dann besonders eindrucksvoll, die fast 40 Bilder der Ausstellung zu betrachten. Wer das Schaffen von Inka Gisela Kellermann, die sicher eine der bedeutendsten Malerinnen der Region und darüber hinaus ist, schon länger verfolgt, konnte durchaus neue und überraschende Entwicklungen in ihrer Kunst entdecken.
In Bezug auf die Malrechnik zeigen sich solche Neuerungen primär in Bildern, die auf ungrundierte Leinwand gemalt sind, welche die Farbe anders aufnimmt und wiedergibt als grundierte. Diese Bilder erreichten eine erstaunliche Plastizität, die der altbekannten Qualität von Kellermanns Malerei, nämlich dem gemessen schwungvollen Pinselstrich, zusätzliche Dynamik verleiht. In Bildern mit Blumen, Blättern oder Baumgruppen scheint der Wind durch die leicht abstrahierten Objekte zu wehen, ebenso wie bei dem Gemälde von einer herrlich beschwingten Sommerwiese. Ruhe, Sammlung, manchmal gar Starre oder Sprödigkeit von Material korrespondiert intensiv mit Elementen der Bewegung, des Fließens oder der lebendigen Vielfalt.
Aber auch die Freunde von Kellermanns leuchtkräftiger Hinter-Glas-Malerei, die sie in ganz individueller Technik betreibt, kommen in der Ausstellung auf ihre Kosten. Fast schelmisch ist das Bild „Aufruhr“ ausgerechnet im barocken Goldrahmen platziert, voll Strahlkraft die „Rote Wolke“, und die zahlreichen Blumenmotive vermitteln den Geschmack vom prallen Leben.


Neben allem, was jeder selbst für sich in der Ausstellung entdecken kann, zeigte sich durch die Bilder Kellermanns, dass die Ausnutzung von Spielräumen neben Phantasie, Musikalität und Flexibilität vor allem auch der Technikbeherrschung bedarf. Ein Aspekt, der auf die Malerin einschränkzungslos zutrifft, aber auch auf den musikalischen Gast der Vernissage. Kellermann war es gelungen, Frank Selten aus Frankfurt, den bekannten Saxophonisten, der seit 1961 in der Barrelhouse Jazzband spielt, für die Umrahmung der Veranstaltung zu gewinnen. Mit Stücken von Duke Ellington, Clarence Williams und Sydney Bechet verlieh er dem Thema „Spielraum“ ganz eigene Noten.
Die Ausstellung „Spielräume“ ist zu Öffnungszeiten des Hohhaus-Museums nicht nur wie angekündigt bis 30. Mai, sondern sogar bis Ende Juni zu sehen.

Martin Krauss



alle Bilder: Krauss