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Start in die Hohhaus-Konzertsaison mit dem ariang-Quintett

Bläserenssemble auf hohem technischen Niveau mit interessanten Werken


Kein Quintett zum Verlieben, aber gut gespielte, spannende Musik, so war das arirang-Quintett im Hohhaus. - Bild: Krauss

Das erste Hohhaus-Konzert der Saison 2008/9 war zugleich auch das erste nach dem Tod von Dr. Martin Pfeffer am 2. Mai dieses Jahres, der im Kreis Lauterbacher Musikfreunde neben Trauer auch die Frage zurück ließ, wie es denn nun weiter gehen könne. Freilich hatte Dr. Pfeffer, wie Anne Krembel, die für den Veranstalter das Publikum begrüßte, berichten konnte, das Programm dieser Spielzeit schon fast vollständig geplant, und es wird in seinem Sinne stattfinden. Lediglich das letzte Konzert im März war noch offen und soll dann von herausragenden Musikern aus dem Wirkungskreis Dr. Pfeffers, also aus der Folkwang-Hochschule, zu seinem Gedenken durchgeführt werden. Anne Krembel bedankte sich auch bei den Sponsoren (Ingeborg und Gustav Stabernack, der Sparkasse Oberhessen und der HTH Hannover), welche die Weiterarbeit ermöglicht hatten.

Aus der 52. Bundesauswahl des Deutschen Musikrats war das preisgekrönte airang-Quintett zur Saisoneröffnung angereist. Monika Schneider (Fagott), Friedrich Haberstock (Flöte), Jörg Schneider (Oboe), Steffen Dillner (Klarinette) und Sebastian Schindler (Horn) hatten ein anspruchsvolles klassisches Programm ausgewählt. Die Ouvertüre aus W. A. Mozarts (1756-91) „Die Zauberflöte“ spielten sie ebenso wie Auszüge aus Carl Maria von Webers (1786-1826) „Der Freischütz“ technisch nahezu perfekt und überaus klangrein. Es wurde hier schon deutlich, dass große Emphase und leidenschaftlicher Ausdruck nicht die Sache des airang-Quittets sind. Die Musiker agierten eher etwas distanziert, kontrolliert und konzentriert. (Am ehesten war noch bei Friedrich Haberstock und Steffen Dillner Enthusiasmus zu spüren.) Diese Eigenart bedeutete jedoch keinen Makel. Mit einer ausgezeichneten Ensemble-leistung und nuancenreicher Phrasierung sowie dynamischer Abstimmung erklang die Musik Webers, die als Theatermusik ja viel Dramatik, aber auch Schwärmerei transportieren soll, höchst eindringlich und mitmpfindbar. Wer den Freischütz kannte, konnte die Szenen plastisch vor Augen haben, die spezielle Atmosphäre wurde ungeschmälert vermittelt.

Eigentlicher Prüfstein des Quintetts war aber wohl die Bearbeitung des Bläseroktetts Es-Dur op. 103 von Ludwig van Beethoven (1770-1827). Das airnag-Quintett legte die anspruchsvolle und thematisch sehr vielseitige Komposition relativ gemächlich an. Ohne Hast, aber auch ohne jemals abreissenden musikalischen Spannungsbogen boten sie eine sehr ansprechende Interpretation.

Klanglich sehr interessant kamen die Stücke aus Astor Piazollas (1921-92) „Histoire du tango“ daher. Man findet kaum einmal Tango ohne Bandoneon, sieht man von der Piazolla-Einspielung von „String Fizz“ einmal ab, und auf fünf Blasinstrumenten klingt Tango zunächst fremd, aber durchaus charakteristisch und schön. Tanzen möchte man darauf freilich nicht, aber dazu kommt ja auch keiner ins Hohhaus-Konzert. Leidenschaft muss sein bei dieser Art von Musik, und das Notwendige taten die Musiker auch in dieser Richtung, so dass es bei Piazolla zu intensiven Momenten kam. „Concert d’aujour d’hui“ als letztes Stück der kleinen Tangogeschichte verhalf dem Quintett zudem zu einem brillanten Abgang.

Das Publikum wusste die sehr guten Interpretenleistungen und das hervorragende Ensemblespiel zu würdigen und tat dies mit anhaltendem Applaus, der mit einem Schmankerl belohnt wurde. Luciano Berios (1925-2003) „Opus Number Zoo“, davon die Nr. 1 „Ballo Campestre“, das ist die Geschichte des grotesken Tanzes von Huhn und Fuchs (hier in deutscher Übersetzung) war eine erfischende Zugabe.

Martin Krauss