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Hochkarätig besetztes Konzert in der Stadtkirche
Ruth-Alice Marino (Harfe) und Stephan Breith (Cello) spielten vorwiegend moderne Werke

Bei der 685. "Musik in der Stadtkirche Lauterbach" traf das Publikum einen alten Bekannten wieder. Der Cellist Stephan Breith war bereits mehrfach in diesem Rahmen zu hören. Der 1. Solo-Cellist des Hessischen Staatsorchesters Wiesbaden gilt als Spezialist für zeitgenössische Musik und ist für seine reife Spieltechnik bekannt. Für ein spezielles Programm tat sich Breith mit der 1. Solo-Harfenistin des Niedersächsischen Staatsorchesters Ruth-Alice Marino zusammen.
Das Programm der beiden Musiker brachte mit einer Ausnahme Komponisten des 20. Jahrhunderts zusammen – keine Musik von der Stange, sondern sorgfältig ausgewählte, kaum je zu hörende Werke mit persönlichem Bezug zu den Künstlern. Am Beginn stand die Fantasie B-Dur op. 13 des schweizer Kirchenmusikers Walter Huber (1898-1978), eine ebenso interessante wie reizvolle Komposition, die Lebendigkeit, Kraft und Ruhe ausstrahlt. Der große Kirchenraum, der trotz recht guten Besuchs bei solch einem Konzert natürlich nicht voll besetzt ist, erwies sich durch den Hall als klanglich etwas problematisch. Dennoch überzeugte die exquisite Spieltechnik beider Musiker. Breiths entschlossener Duktus harmonierte gut mit dem konzentrierten, filigranen Spiel der Harfenistin. Es dominierte hier der Eindruck großer Klarheit und Brillanz.
Stephan Breith dozierte zwischen den Stücken über deren Komponisten, was der für diese Konzertreihe typische atmosphärische Dichte etwas zuwider lief. Dadurch erfuhr man jedoch, dass Huber Kritik an der Entwertung der Freiheit der Künste durch den Markt übte, und dass Florentine Mulsant (* 1962), deren "Variations" op. 10,3 als nächstes auf dem Programm standen, von diesem Werk eine eigene Fassung für Breith und Marino geschaffen hatte. Die prägnante Linienführung des Cellos wurde dabei von der Harfe mal repetetiv, mal konterkarrierend beantwortet. Das Element der Pause spielte in dem Stück eine wesentliche Rolle und schuf gleichsam einen zweiten Rhythmus, in etwa im Maßstab des menschliche Atems. Zartherbe Harmonik und klare Linienführung gaben dem Werk Charakter.
Stephan Breith hatte mit einem Werk für Cello-Solo von Peter Francesco Marino (* 1968) eine weitere Möglichkeit, seine Virtuosität darzustellen.
Siegfried Köhler (* 1923), langjähriger GMD in Wiesbaden, schrieb mit "Also sprach Jasper..." für Cello und Harfe eine beschwingte, melodiöse Musik von positiver Ausstrahlung zur Geburt seines Enkels. Trotz zahlreicher populärmusikalischer Elemente zeigte sich dabei die Könnerschaft sowohl des Komponisten wie der Interpreten.
Die zuletzt auf dem Programm stehenden Sonate D-Dur op. 114 von Louis Spohr (1784-1859) zeigt nach einem schnell bewegten, sehr kompaktem ersten Satz, in dem die fein ziselierte Harfenstimme sehr gefiel, im "Andante" eine Überraschung, nämlich ein Potpourri von Themen aus Mozarts "Zauberflöte". Man mag solche Vorgehensweise durchaus als fragwürdig empfinden, die Wirkung zumindest auf heutige Hörer läßt in der Tat zu wünschen übrig.
Zauberhaft erklang aber wieder die durch heftigen Applaus erklatsche Zugabe, die Elegia op. 22 von Luigi Mauricio Tedeschi (1867-1944), ein elegantes und emotionales Stück, in kompetenter Interpretation durch Breith und Marino.

Martin Krauss


Keine Musik von der Stange: Ruth-Alice Marino (Harfe) und Stephan Breith (Cello) in der Stadtkirche.
- Bild: Krauss