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Fulminantes und hoch energetisches Orgelkonzert in Nieder-Moos
Prof. Günther Kaunzinger glänzte mit französischen Komponisten und Inprovisation

Die Reihe innerhalb der Reihe des Nieder-Mooser Konzertsommers, in der jeweils sonntags um 17 Uhr sich bedeutende Organisten präsentieren, erfreut sich großer Beliebtheit. Dass aber zu einem reinen Orgelkonzert rund 200 Zuhörer kommen, ist selbst in diesem Rahmen ungewöhnlich. Offenbar ist Prof. Günther Kaunzinger, Titularorganist der Stiftsbasilika Waldsassen, sein Ruf als aussergewöhnlicher Techniker auf der Königin der Instrumente vorausgeeilt.
Das Publikum erhielt eine Bestätigung dessen, was die Konzertankündigung versprochen hatte. Kaunzinger hatte sein Programm zuvorderst geographisch geordnet, er spielte Werke von Komponisten aus Deutschland, Portugal, Italien und Frankreich und zuletzt eine Improvisation. Damit ergab sich aber auch eine zeitliche Schiene: ausschließlich Werke aus dem Barock, nur zum Ende zwei Stücke aus dem 19. und 20. Jahrhundert und dann das Zeitgenössische.
Mit Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552 und zwei Choralvorspielen BWV 662 und 663 vertrat J. S. Bach die deutsche Orgelmusik. Prachtvolle Kompositionen, wobei die erste eigentlich zu viele Ansprüche an die bescheidene Denkmalsorgel von Nieder-Moos stellte. Deutlich wurde hier bereits Kaunzingers Interpretationsstil: zügig und kompakt angelegtes Spiel, höchst virtuos, sehr kompetent in der Klangestaltung, gleichsam vorwärts drängendes Spiel, das einerseits Direktheit des Ausdrucks erzeugte, andererseits jedoch wenig Ruhe in der Gesatltung des musikalischen Materials zuließ.
Einen ähnlichen Eindruck vermittelten die Kompositionen aus Portugal und Italien. Es war durchaus genußvoll, z.B. die hübsche Toccata in g von Sousa Carvalho zu hören, dennoch haftete selbst diesem Werk der leichte Eindruck von Gehetztheit an. Vielleicht hätte man Kaunzingers Stil aber auch besser verstanden, wenn man bereits die abschließende Improvisation gehört hätte. Staunenswert allezeit die hohe Virtuosität des Künstlers.
Bei den französischen Komponisten war Kaunzinger dann aber voll in seinem Element. Sein Spiel geriet nicht weniger straff und zielgerichtet, aber hier war es zudem von maximaler Souveränität und Leichtigkeit geprägt. Bei dem Magnificat von Jean-Francois Dandrieu holte er eine Klangfülle und einen Klangreichtum aus der alten Orgel heraus, den man kaum für möglich gehalten hätte. Mit der schwierigen Literatur brachte der Organist einen großartigen Eindruck hervor, der zudem fein nuanciert und elegant daher kam. Die Stücke von Louis Vierne (1870-1937) und Cesar Franck (1822-1890) waren bis dahin der künstlerische Höhepunkt. Da klang bereits viel Moderne an und wurde von Kaunzinger perfekt in Szene gesetzt. Besonders begeisterte die eigenwillige Themenbahandlung Cesar Francks: enge Linienführungen, die sich in strahlenden Klangkaskaden Bahn brachen, die jedoch selbst den Hang zur Instabilität in sich trugen. Kaunzingers hochenergetisches Spiel vermittelte diese Spannungen ungeschmälert.



Aus zwei vorgeschlagenen Themen improvisierte Kaunzinger zuletzt in Form einer dreisätzigen Sonate und schuf dabei fulminante Musik, geprägt von vielgestaltiger Formgebung in liedhaften Passagen, originellen Läufen und markanten Akordfolgen. Eine meisterliche Leistung, die keinen Vergleich zu scheuen braucht. Die Improvisation mündete in ein zunächst hochdramatisches, dann aber bemerkenswert lakonischem Finale.
Großer, langanhaltender Applaus bescherte dem höchst zufriedenen Publikum noch zwei Zugaben des aussergewöhnlichen Künstlers.