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Kompetent und zurückhaltend spielten die Brüder Wolf in Nieder-Moos
Mit Klarinette und Orgel erlebte das Publikum ein ruhiges, harmonisches Konzert

Bei den Nieder-Mooser Orgelkonzerten stand mit den Gebrüdern Christian und Daniel Wolf, die ursprünglich aus Worms stammen, ein eher ruhiges und besinnliches Konzert auf dem Plan. Klarinette und Orgel „von Barock bis Klezmer“ fanden für ein Konzert dieser Art recht zahlreiche Zuhörer.
Sowohl der Klarinettist Christian Wolf als auch sein Bruder Daniel, der im Zusammenspiel mit der Klarinette wegen der Stimmung die kleine Orgel im Altarraum spielte und nur solistisch an die Östreich-Orgel wechselte, lobten nach dem Konzert die Akustik der Dorfkirche sowie die besondere Atmosphäre.
Zur Eröffnung spielten die beiden Brüder eine C-Dur-Sonate von Jean Baptiste Loeillet (1680-1730). Der Eindruck von einerseits hoher Klarheit und Klangreinheit, andererseits aber auch einem hohen Maß an Abgeklärtheit und Kontrolliertheit mochte hier noch der recht strengen Sonatenform geschuldet sein. Er verfestigte sich jedoch über das Konzert hin, und schon beim Finalsatz, der „Affetuoso“ gespielt werden soll, wünschte man sich mehr Lebendigkeit.
Im Adagio g-moll von Tomaso Albioni (1671-1750) setzte Christian Wolf die einzelnen Phrasen fast überdeutlich von einander ab und schuf mit seinem behutsamen, von Achtung vor der Literatur geprägten Spiel ein Stimmungsbild voll Intensität. Den Spannungsbogen zwischen gravitätischem Ausdruck und friedvoll versonnener Harmonie konnte er bestens vermitteln.



Englische Maskentänze aus dem 16. Jahrhundert, mutmasslich eher höfische denn Volkstänze, von unbekannten Komponisten, wurden von beiden Musikern sehr elegant und fließend angelegt. Eric Saties (1866-1925) „Erste Gnossienne“ spielten die Wolf-Brüder zart und innig, präzise in der Interaktion.
Bei den mehreren Klezmer-Stücken zum Konzertende wurde sehr deutlich, wie Christian Wolf das Ausdrucksspektrum seines Instrumentes beherrscht und wie genau er die Besonderheit dieser Musik studiert haben muss. Zwar wirkten die Stücke, die zum Beispiel zum Hochzeitstanz geschrieben sind, in der stillen Atmosphäre der Nieder-Mooser Kirche etwas eigen und im Vergleich mit der Spielweise mancher Klezmorim fast ein wenig blutleer, doch entfalteten sie in der feinsinnigen Interpretation der Wolf-Brüder auch ihren eigenen, nicht authentischen, aber interessanten Reiz.



Beide Musiker hatten sich auch solistisch vorgestellt. Daniel Wolf mit einer Fuge von Dietrich Buxtehude, die er fast sachlich-spröde, jedoch auch virtuos und stringent auslegte, sowie einer Improvistation auf der Östreich-Orgel. Daniel Wolf erwies sich als sicher, spielte flüssig und technisch einwandfrei. Er schuf eine mehrgliedrige Improvisation, ein Concerto, mit einem besonders schönen, langsamen und melodiösen Mittelteil in weichen Klangfarben und mit vielen Verzierungen. Das musikalische Material blieb dabei durchweg konventionell.



Die Inprovisation von Christian Wolf hob an mit langen, getragenen Tönen, die erst kurz vor dem Ausklingen leicht moduliert wurden. Eine freie, expressive und durchaus bewegende Klangsprache.
Für ihre Darbietungen erhielten die Musiker, die sich als höchst kompetent und bestens aufeinander eingspielt gezeigt hatten und deren gemessenes Spiel gut in die Nieder-Mooser Konzertatmosphäre passte, anhaltenden Applaus, der sie zur Wiederholung eines Klezmerstücks und zur Zugabe eines Satzes von Arcangelo Corelli (1653-1713) bewegte.

Martin Krauss