zurück

 

21. Juli 2007 in der Kulturstation Südbahnhof

Anka Hirsch (Klavier und Cello) und Ursula Illert (Rezitation):

"Im Glas noch deines Kusses Hauch" (Aphrodisisch- kulinarische Lesung)

----------------------------------------------------------

Erotischer Bummel durch die Weltliteratur

Ursula Illerts und Anka Hischs künstlerische und musikalische Begegnungen mit Aphrodite, Eros & Co. am Südbahnhof

Ein Festival für alle Sinne, das versprechen viele Veranstalter, aber nur wenige sind in der Lage, es zu halten. Nicht so Brigitte Folke für den „Kulturverein Lauterbach”, sie hielt Wort mit der Begrüßung. Die Veranstaltung „Im Glas noch deines Kusses Hauch” mit der Musikerin, Anka Hirsch und der Schauspielerin und Sprecherin Ursula Illert im Südbahnhof zielte nicht nur auf alle Sinne, sondern übertraf auch die Erwartungen, etwas Romantik und gute Unterhaltung an diesem Abend zu erhaschen. Dass die Luft in der „Kulturstation” sogleich brannte und knisterte, damit hätte keiner so rasch gerecbnet.

Zur Einstimmung überreichte Petra Scheuer jedem Gast ein Glas Sekt mit einer Pfirsichscheibe. Damit waren alle gut gewappnet für die Komposition aus erotischer Weltliteratur, gepaart mit Musik und kulinarischen Köstliebkeiten, die die Zuschauer in die leidenschaftlichen Tiefen der eigenen Seele entführten. Von Gioconda Belli bis Bert Brecht hauchte Ursula Illert die leichten Texte von Liebe und Leidenschaft ins Mikrofon. Dabei fügten die Eigenkompositionen der Klavier- und Celloklänge von Anka Hirsch die nötigen Schwingungen und Zwischentöne hinzu, um das sinnliche Erlebnis abzurunden. Beide Künstlerinnen schafften das schier Unmögliche, eine alte, hölzerne Lagerhalle durch ihren Vortrag in einen Tempel der Liebe und Sinnlichkeit zu verwandeln und mit einem leicht frivolen Zauberbann zu belegen. Dementsprechend groß war die Begeisterung nach der Vorstellung bei beiden Geschlechtern.

Nicht nur die Vortragskünstlerinnen hatten großes Lob verdient, sondern auch die Mitglieder des Kulturvereins für die Herstellung der kleinen Köstlichkeiten. Von pikant bis scharf, von anregend bis viel versprechend, von süß bis sündig. Die Gäste griffen zu, denn ein wahres Aphrodisiakum sollten die Gewürze und Zutaten sein. Über die Wirkung konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. Beteiligte hüllten sich über den weiteren Verlauf des Abends nach den anregenden Geschichten in Schweigen. Ebenso wird es ein Geheimnis bleiben, ob die Anregung einer Bibliothekarin und eines Engländers, den nackten Körper mit Speisen zu drapieren und diese anschließend zu verzehren, vom Lauterbacher Publikum nachvollzogen wurde.

Eine überragende Ursula Illert erzählte von der Geburt Aphrodites, die aus einer Venusmuschel entstieg, und aus deren Fußstapfen Rosenstöcke wuchsen. Danach herrschte Grabesstille, als sie die ersten Takte des Chansons „Parez moi d'amour" ins Mikrofon hauchte. Spätestens jetzt stand fest, heute Abend sind Aphrodite, Eros und Co. zu Gast im Südbahnhof. Mühelos schlüpfte sie in alle Rollen der Lesung, und es begann ein Wechselbad der Charaktere und Epochen, in das die Schauspielerin mit Erfahrungen bei Hörfunk und Fernsehen sprang. Ihre Erklärungen der Zutaten der zuerst gereichten erotischen Zwischenmahlzeit, „Erdbeerküsschen” und „Engelchen und Bengelchen”, waren sehr aufschlussreich sowie äußerst humorvoll. „Mit Dill und Petersilie kann man sich an den Füßen kitzeln. Nicht nur an den Füßen!”, erklang es eindeutig zweideutig. Knoblauch sei eine Art von erotischem Doping. Einzige Bedingung, jedes Paar müsste ihn gemeinsam zu sich nehmen. „Spüren Sie schon etwas? Wie stehen die Aktien?”, fragte die Vortragskünstlerin provokativ, als die Zuschauer beim Verzehren der köstlichen Speisen waren. Weiter wob Ursula Illert ein Netz von lüsternen Geschichten, und ein Höhepunkt jagte den anderen. Zum Glück ließ die große Pause genug Zeit, um ansteigendes Temperament zu zügeln. „Non, je ne regrette rien – ich habe es nie bereut”, sang Ursula Illert das bekannte Chanson von Edith Piaf kurz vor Schluss.

Bereut hatten es die Anwesenden mit Sicherheit nicht, dass sie an diesem Abend den Ausführungen, „Im Glas noch deines Kusses Hauch”, gelauscht hatten.

Übrigens: „Im Glas noch deines Kusses Hauch” lautet der Name für ein erotisches Kochbuch von Angela Troni, das vom antiken Liebestrunk bis zur erotischen Nouvelle Cuisine alles beinhaltet.

(Gerhard Otterbein)

 ---------------------------------------------------------------------------------

Bilder-Galerie:                                                                                                                         (alle Bilder: M. Krauss)