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The New Haens'che Weiss Ensemble am 10. März 2012 im großen Saal des Restaurants Seeblick in Sickendorf
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Haens’che klein – jazzte nicht allein!
Riesen Applaus und stehende Ovationen für Sinti-Jazzer / kunterbunter Stilmix und Heidenspaß

Von Gerhard Otterbein

SICKENDORF. „Das ist der Wahnsinn!“, brachte jemand verbal im Publikum seine Begeisterung zum Ausdruck. Da war das Konzert von „The New Häns’che Weiss Ensemble“ gerade eine Viertelstunde alt. Nach fünf Minuten gab es den ersten Zwischenapplaus. Auf der Bühne im Saal des Restaurants „Seeblick“ in Sickendorf: Altmeister des „Sinti-Jazz“ und Gitarrenvirtuose Häns’che Weiss, Bassist Vali Mayer, Gitarrist Holzmanno Winterstein und der Pianist Micky Bamberger. Darauf hatte die Region 13 Jahre warten müssen. Vor 13 Jahren gastierte Häns’che Weiss in Lauterbach bereits beim Kulturverein. Ganze 12 lange Jahre zu viel, meinten eingefleischte Jazzfans der Region. Einmal im Jahr wäre Minimum, um in die Sinti-Night des Altmeisters und Gitarrenvirtuosen und seinen Bandmitgliedern einzutauchen und sich dem „Jazz-Manouche“ ganz hingeben zu können. Das Programm war dem großen Gitarristen, der verstorbenen Jazzlegende Django Reinhardt zum 100. Geburtstag gewidmet.
„Ob es das wird, was es werden soll - wissen wir nicht“, informierte Weiss das Publikum über die ersten Stücke und manche, die noch folgen sollten. Ganz deutlich zu erkennen war das Kinderlied „Hänschen klein“. Das dauerte aber nur einen kurzen Augenblick, rasch wurde wieder improvisiert und die Musiker spielten ihre ganz eigene Version, die aber auch nichts mit dem Kinderlied gemeinsam hatte. Aus dem spontanen Gefühl heraus, so ist diese Musik von Häns’che Weiss konzipiert, und das ist gut so, denn das Publikum vertrat die Devise: Egal was ihr spielt - Hauptsache ihr spielt und hört so schnell nicht damit auf! Und das taten sie. Micky Bamberger am Keyboard spielte die Zuhörer schwindelig. Die gelassene Mimik von Gitarrist Holzmanno Winterstein passte so gar nicht zu seinen flinken Fingern und dem, was er an Rhythmus den Gitarrensaiten entlockte.
„Das kommende Thema kennen wir, verraten es aber nicht“, scherzte der Meister am Mikrofon. Tempo, Humor und Spontanität war der berühmte rote Faden, der sich durch das Konzert zog. Im Zusammenspiel war auch deutlich zu spüren, dass Vali Mayer und Häns’che Weiss schon über 30 Jahre zusammen auf der Bühne stehen. Überhaupt scheint unter den Musikern Seelenverwandtschaft die Basis ihrer Jazz-Formation zu bilden. Apropos Mayer. Der begnadete Bassist legte nach der Pause teilweise geradezu kabarettistische Perspektiven an den Tag. Er sang zum Louis-Armstrong-Cover, und das auf typische Armstrongmanier. Bei anderer Gelegenheit, nur mit seiner Stimme, schaffte er es minutenlang, Schlagzeug und Instrumente zu imitieren. Ein weiterer Höhepunkt war die originelle Umarbeitung des Klassikers „Sweet Georgia Brown“. Dabei stimmte Häns’che Weiss mitten im Spiel seine Gitarre um, die dann plötzlich wie eine orientalische Sass klang - ein kunterbunter Stilmix und ein Heidenspaß. Die Reaktion: Riesenapplaus, stehende Ovationen und zwei Zugaben zum Schluss. Das Publikum bekam allerbeste Unterhaltung, Jazz vom Feinsten und erstklassige Musiker zum kleinen Preis. Bei zwölf Euro Eintritt konnte man nicht von ausgewogenem Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen. In dem Fall fungierte der „Kulturverein“ als „Discounter“ unter den Veranstaltern.
Martin Krauss, Sprecher des Kulturvereins, lobte den Veranstaltungsort und dankte im Vorfeld dem Team-Sommerfeld. Der große Saal sei eine hervorragende Lokalität, um kulturellen Veranstaltungen ein angemessenes Podium und Rahmen zu bieten. Die etwas über 100 Konzertbesucher konnten dem nicht widersprechen.

Fotos: Gerhard Otterbein (ot) und Martin Krauss (mk)

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