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17. Juni 2017

Heuboden Kabachhof Heblos

Trio.Diktion

 

 

Kritik von Martin Günkel

Der Hebloser Heuboden war zu schön, um ihm ein Stück zu widmen

Zweites Heukonzert des Kulturvereins Lauterbach mit der Band Trio.Diktion

Heblos (mgg). Heblos wird von der Band Trio.Diktion kein Stück gewidmet bekommen. Denn dazu hat es dem Quartett auf dem Heuboden von Kurt Eiferts „Kabachhof“ viel zu gut gefallen. Auf Einladung des Kulturvereins Lauterbach spielten Sebastian Wehle (Tenorsaxophon), Matti Oehl (Altsaxophon), Jakob Petzl (Kontrabass) und Philip Frischkorn (Klavier) das zweite und für dieses Jahr letzte Hebloser „Heukonzert“.
„So gut, wie das Konzert besucht ist, und so herzlich, wie wir hier empfangen wurden, wird es kein Stück über diesen Ort geben“, erklärte Philip Frischkorn nach der Pause. Die Band hat in den fünf Jahren ihres Bestehens ungefähr hundert Konzerte gespielt. Das erste Auswärtskonzert fand in Berlin vor einem halben Dutzend Besuchern statt.
Seitdem widmen die vier Leipziger nach eigener Aussage eine Reihe von Kompositionen denjenigen Spielorten, an denen es mit Besucherzahlen und Ähnlichem nicht so gut gelaufen ist. Ein weiterer dieser Orte ist Halberstadt, wo eine über 600 Jahre dauernde Aufführung eines John-Cage-Stückes stattfindet – gemäß der Tempoangabe „As slow as possible“ („So langsam wie möglich“). Laut Philip Frischkorn ist es immer ein Ereignis, wenn ein neuer Ton in dem Stück an der Reihe ist und dazu ein Stein von einer Orgeltaste auf die andere gelegt wird. Doch für Trio.Diktion habe der Ort nicht genügend Kulturpublikum gehabt.
„Wir freuen uns, solche Orte zu entdecken und Menschen, die mit so viel Herzblut kulturelle Angebote veranstalten“, sagte Philip Frischkorn. „Das ist in besonderer Weise inspirierend für uns.“ Die moderne, sphärische Musik von Trio.Diktion hatte auf dem Heuboden in der Tat einen ganz besonderen Rahmen. Die Klänge dieser vier Musiker sind darauf ausgerichtet, die Hörer weit fortzutragen. Dazu passt ein Ort wie Kurt Eiferts Heuboden, von Norbert Ludwig in sanftes farbiges Licht getaucht. Hinter dem rund hundert Jahre alten Schiedmayer-Flügel standen Heuballen in einer Reihe, die Ludwig anstrahlte.
Das Zusammenspiel des Heubodens mit der Musik von Trio.Diktion war ein bisschen vergleichbar mit dem von Filmbildern und Musik. Denn es gibt Filmmusik, die ohne Bilder eher fremd wirken kann, beispielsweise weil sie nur aus Klangteppichen besteht und nicht im herkömmlichen Sinne harmonisch ist. Kommen aber die Bilder dazu, dann stehen die fremd wirkenden Klänge für etwas und werden dadurch zugänglich.
Ähnliches passierte in den Momenten, in denen Trio.Diktion Klangteppiche und -collagen produzierte. Immer erzeugte Frischkorn harfenartige Klänge, indem er die Klaviersaiten mit der Hand anzupfte, immer wieder klapperte Jakob Petzl mit dem Bogen auf seinen Bass-Saiten, immer wieder spielten die beiden Saxophonisten scheinbar planlos nebeneinander her oder erzeugten etwas, das sich anhörte wie Windgeräusche.
Das meiste war indessen melodisch. Wenige Stücke hatten ein schnelleres Tempo, und wenn, dann hatten auch sie etwas Verträumtes an sich. Verträumtheit und eine starke intellektuelle Komponente kamen in dieser Musik zusammen und vertrugen sich auch sehr gut. Das Zusammenspiel innerhalb der Band funktionierte bestens. Sebastian Wehle war für die Posaunistin Antonia Hausmann eingesprungen. Er fügte sich bestens in die Formation ein, zumal Trio.Diktion schon mehrfach in genau dieser Besetzung gespielt hatte.
Martin Krauß vom Vorstand des Kulturvereins dankte nicht nur der Band und den vielen Besuchern, sondern ganz besonders auch der Familie Eifert, die nun schon im dritten Jahr ihren Heuboden und ihren Schiedmayer-Flügel dem Kulturverein zur Verfügung stellte. Ebenso hob Krauß hervor, dass die Familie für hervorragende italienisch inspirierte Antipasti für die Pause gesorgt hatte.

 

Bilder: Krauß