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Menschliche Wärme und mitreissende Musik
Großer Erfolg für das Duo Palavres beim Kulturverein Lauterbach

Das Konzert mit dem Duo Palavres vom Kulturverein Lauterbach im Saal des Posthotels Johannesberg erfreute sich sehr guten Besuchs. Martin Krauss begrüsste die Gäste und erinnerte daran, dass dieses Konzert die erste Veranstaltung des Kulturvereins nach dem plötzlichen Tod des Gründungsmitglieds, langjährigen ersten Vorstitzenden und Ehrenvorsitzenden Tilo Pfeifer war. Der Kulturverein werde sich bemühen, in seinem Sinne die Arbeit fortzusetzen.
Dazu gehörte immer auch die Beschäftigung mit der jüdischen Kultur. Beim Kulturverein sind bereits mehrere namhafte Klezmorim oder Gruppen, die jiddische Lieder spielen, aufgetreten. Viele erinnern sich noch an die Auftritte von z.B. "Brave Old World", Esther Bejarano oder erst im März diesen Jahres der weltberühmte Yale Strom aus New York City, der im Duo mit dem Roma Pater Stan aufgetreten war. In diese Reihe fügte sich nun der Auftritt des Duo Palavres mit ihrem Programm "Palavres mit Kamplinentn".
Die beiden aus dem Saarland stammenden Musiker Ruth Boguslawski (Gesang und Darbukka) und Markus Milan Müller (Gesang, Gitarre und Cister) hatten ein außergewöhnlich umfangreiches Programm aus jiddischen Liedern, Balladen, Klezmerstücken und Adaptionen moderner Lieder zusammengestellt.
Einen Schwerpunkt bildeten taditionelle jiddische Lieder aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus Osteuropa. Das ukrainische Czernowitz und der Schwarzmeerhafen Odessa waren Zentren der jiddischen Musikkultur. Das waren Lieder von höchst unterschiedlicher Stimmung, von augenzwinkernd satirischen Stücken über die grotesk überzogene Frömmigkeit mancher Rabbiner bis hin zu zärtlichen Liebesliedern oder sentimentalen Naturbetrachtungen. aber auch die lebendige Klezmer-Szene in den USA unserer Tage fand ihren Niederschlag.
Deutlich in er Musik und in den kenntnisreichen Ansagen wurde, dass für das Duo Palavres nicht nur die musikalische Interpretation, sondern ein grundlegendes Sprach- und Kulturverständnis wichtig sind. Jiddisch ist die Sprache, mit der Ruth Boguslawski aufgewachsen ist. Mit ihrem unkonventionellen Auftritt, der von Freundlichkeit und Spontanäität geprägt war, vermittelten sie die Wärme und Menschlichkeit, die in dieser Musik liegt, ungeschmälert.
Ein ebenso lustiger wie zu Herzen gehender Zyklus über außerbiblische Nebenaspekte der biblischen Geschichte um Esther betonte abermals die gefühlvolle und menschliche Sichtweise dieser Kultur sowie die theatralischen Talente des Duo palavres. Ruth Boguslawski interpretierte die Lieder mit warmen, weichen Timbre, aber auch zugleich mit hoher Ausdruckskraft und großer Herzenswärme. Markus Milan Müller, der auch beim "Klezmer-Orchester" und der "Global Shtetl Band" aktiv ist, variierte seine Stimme mühelos zwischen zart und markant und sorgte mit seinem eleganten und pointierten Spiel auf Gitarre und Cister für die Rhythmen, die das Publikum manches Mal zum Mitklatschen animierten.
Nicht zuletzt durch die kompetente und einfühlsame Soundgestaltung durch Peter Pöhlmann am Mischpult wurde dieses Konzert ein viel beklatschter Erfolg. Die Tour der beiden Künstler wurde organisiert vom gleichfalls anwesenden Clemens Riesser, Redakteur der Sendung "yiddishe kultur fun der alter velt in undser velt" beim "Radio Unerhört" in Marburg. In dessen Sendung werden Teile des Konzertes ausgestrahlt. Zeiten, Frequenzen und Live-Stream findet man unter www.radio-rum.de.
Das interessierte und kenntnisreiche Publikum war von dem sympatischen Auftritt des Duo Palavres begeistert und spendete kräftigen Applaus, so dass Ruth Boguslawski und Markus Milan Müller sich noch mit dem Klezmner-Klassiker "Wie sind alle Brüder" bedankten. Weitere Informationen über das Programm des Kulturvereins findet man unter www.kulturverein-lat.de.

Martin Krauss

 

Bilder: Krauss